Nachdem ich 2014 meinen Pferdehof verkauft habe, bin ich viele Jahre lang den Großteil des Jahres mit meinem Lebensgefährten Lars und unseren Hunden mit dem Wohnmobil quer durch das deutschsprachige Europa von Hof zu Hof gefahren, um Praxiskurse zu geben. Es waren wunderbare Jahre! Wir haben viele tolle Menschen und viele wundervolle Pferde kennengelernt, viele wunderschöne Orte und Landschaften gesehen. Dann kam Corona und veränderte unser Leben, wie das von vielen, von heute auf morgen. Wir konnten nicht mehr reisen und keine Kurse mehr geben.
Wir brauchten neue Möglichkeiten, unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Lars ging zurück in seinen pädagogischen Beruf und ich baute ein neues Standbein mit Online-Seminaren, Online-Coaching und Online-Unterricht auf. Heute geben wir auch wieder Praxiskurse, aber nur in der Nähe unserer Heimatstadt Lüneburg.
Ich frage mich oft, wohin die Reise in Zukunft gehen soll und in mir wächst immer mehr der Wunsch, wieder eine kleine Oase zu beziehen, wo wir mit Tieren zusammen leben. Ich träume von einer Auffangstation für Eichhörnchen und Igel, von einem kleinen Gnadenhof, wo gerettete Hühner laufen, alte Tierschutzhunde, die keiner mehr will, und … vielleicht … 2-3 Esel … Schon immer habe ich davon geträumt, Esel zu haben!
Auf Facebook bin ich mit Tanja Schwarz befreundet. Sie lebt in Österreich mit ihren Tieren: Esel, Mulis, Hunden, Ziegen, Schafen … Wenn du ihre Seite besuchst, kommt das, was du dort siehst, wie sie lebt, meinem Zukunftstraum schon sehr, sehr nah …
Ich freue mich sehr, dass Tanja einen Gastbeitrag für mich geschrieben hat, wo sie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Pferd, Muli und Esel eingeht. Viel Spaß beim Lesen!
Pferd – Muli – Esel
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Ein Gastbeitrag von Tanja Schwarz
In der Welt der Reiterei wird viel über Pferde gesprochen, viel mit ihnen unternommen und viele Menschen engagieren sich dafür, eine bessere Welt für unsere Pferde zu kreieren. Dabei werden nahe Verwandte des Pferdes oft vergessen: die Esel und die Mulis.
Esel und Mulis leisten das Gleiche wie Pferde
Sie werden geritten, laufen vor der Kutsche, sie werden zur Therapie eingesetzt und als Packtiere benutzt. Beide Tiere haben eine deutlich kleinere Lobby als Pferde und das, obwohl sie das Gleiche leisten. Esel sind sogar schon länger als Pferde an unserer Seite und sind rund um den Globus für uns da. Durch ihre andere Art, ihren anderen Charakter und auch andere Herden-Gefüge gelten Esel und Mulis als besonders stur, langsam und widerspenstig.
Feivel
Feivel
Das ist keineswegs der Fall. Esel und Mulis verlangen jedoch vom Menschen eine höhere Überzeugungskraft als Pferde. Man könnte sagen, sie verlangen immer eine Teamsitzung, in der man gemeinsam entscheidet, wie das nächste Vorgehen auszusehen hat. Dafür sind wir Menschen oft zu ungeduldig und rufen dadurch dieses störrische Verhalten hervor, denn ein Esel oder ein Maultier lässt sich nicht mit Druck zu etwas zwingen, sondern nur mit Freude und Lust überzeugen. Auch haben Esel und Maultiere, die sehr eselig gebaut sind, einen anderen Körperbau, was dazu führt, dass man sich sehr genau mit der Anatomie beschäftigen muss, um auch diese Tiere korrekt muskulär aufbauen zu können.
Esel und Mulis können alles, was Pferde können, nur anders
Diese unglaublichen Lehrmeister für den Umgang mit jedem Tier sollten in meinen Augen mehr Aufmerksamkeit bekommen, auch in der Welt der Pferde, da sie auch diesen durch ihre Art helfen können, besser verstanden zu werden.
Denn Esel und Mulis sind nicht Equiden zweiter Klasse, sie sind gleichwertig!
Feivel
Longenkurs für Esel und Mulis?
Einer der wahrscheinlich auffälligsten Unterschiede zwischen Esel und Pferden im Training ist das Longieren. Einen Esel zu longieren gehört zur Königsdisziplin, insbesondere wenn dies korrekt und in allen drei Grundgangarten erfolgen soll.
Während, salopp gesagt, ein Pferd sich sehr schnell durch eine Gerte, einem Rascheln oder einer sonstigen treibenden Hilfe dazu bewegen lässt, durch den Fluchtinstinkt loszulaufen (einfach im Kreis ohne Sinn, aber zumindest mal im Kreis), so fehlt dieses Verhalten den meisten Eseln komplett. Umso mehr man treibt und mit Gerten schwingt, desto unglaubwürdiger erscheint man dem Esel mit dem Ergebnis, dass dieser dann einfach die Hufe in den Boden stemmt und sich gar nicht mehr bewegt.
Bei Mulis führt so ein Verhalten dazu, dass diese oft über die äußere Schulter abdrehen und wegstürmen.
Daraus folgt für uns: Einem Esel und auch Mulis muss man Dinge, die sie als völlig sinnlos betrachten, langsam und in sehr kleinen Schritten nahebringen.
Oft gibt es auch Aufgaben, bei denen diese Tiere schlicht an unserer Kompetenz und geistiger Gesundheit zweifeln, zum Beispiel, wenn sie durch eine Pfütze laufen sollen, wenn sich doch links und rechts daneben ein schöner, trockener Weg anbietet.
Hier arbeite ich in unfassbar kleinen Schritten und mit einer großen Portion Geduld, Humor und mit positiver Verstärkung. Dazu nutze ich auch Futterbelohnung in Kombination mit einem Lobwort (“fein”). Wird ein Schritt nach vorne gesetzt, kommt von mir ein begeistertes “Braaaaaav!” Ich überschlage mich fast vor Freude (echter Freude) und beende alle Übungen mit nur minimalen Erfolgen. Der Weg ist oft länger, aber nicht weil die Tiere es weniger schnell verstehen, sondern weil sie schneller darin sind, unser Wollen zu hinterfragen und zu umgehen.
Feivel
Also wie beginne ich longieren? Ich starte damit, den Esel oder das Muli zu führen. Wenn das klappt, versuche ich die Führdistanz zwischen mir und dem Tier zu vergrößern … Wenn das klappt, mal stehen bleiben und versuchen, dass das Tier einen viertel Kreis um mich herum läuft und so weiter. Irgendwann bin ich soweit, dass mein Trainingspartner einigermaßen an der Longe im Kreis läuft. Nun kommt der richtig schwierige Teil: das Aufbauen von Tempo und der korrekten Laufmanier. Das kann wirklich Jahre dauern.
Mein Super-Muli brauchte zum Beispiel 1,5 Jahre, bis er das erste Mal an der Longe galoppiert ist.
Daher passt die von Babette entwickelte Longenarbeit nach dem Longenkurs ausgesprochen gut zum Wesen von Eseln und Mulis. Der kleinschrittige Aufbau der Longenarbeit, die Abwechslung durch das gemeinsame Wandern von Bahnfiguren, kombiniert mit positiver Verstärkung, weckt auch bei diesen Equiden die Freude an der gemeinsamen Longenarbeit.
Und auch der von Babette entwickelte Kappzaum steht einem Muli ganz hervorragend!
Interessant ist, dass, wenn man diese Geduld und diesen durchhaltenden Willen hat, immer dasselbe geschieht: Von einem Tag auf den anderen funktioniert es plötzlich!
Bei fast allem.
Und dann für „fast“ immer.
Wenn Esel und Mulis sich dazu entschlossen haben, etwas zu tun, dann auf Dauer, sofern sie die Möglichkeit haben, sich selbst dafür zu entscheiden. Natürlich ist es auch möglich, diese Tiere mit Gewalt und Druck zu arbeiten. Aber ich gehe davon aus, dass wir dies nicht wollen!
Du siehst also: Das Training mit Esel und Mulis benötigt meist etwas mehr Zeit als das von Pferden, mehr Geduld, mehr Humor und gaaaanz viel Kontinuität! Sobald man nur einmal unfair ist oder Gewalt ausübt, kann sich ein Esel und Muli sofort in sich zurückziehen und beschließen, über viele, viele Wochen, wenn nicht Monate, etwas nie wieder zu tun oder nichts mehr mit dem Menschen zu tun haben zu wollen. Darum gibt es relativ viele scheue Esel und Mulis in unseren Breitengraden, insbesondere Mulis noch mehr als Esel. Mulis verzeihen falschen Umgang sehr, sehr schlecht! Auch hier sind sie geniale Lehrmeister für uns Menschen.
Tinette
Feivel
Linus
Ein Beispiel: Das Join-Up ist etwas, was bei Mulis kaum funktioniert und sogar das Gegenteil auslöst wie bei Pferden. Denn Mulis schließen sich niemandem an, sie werden maximal Freunde – also gleichgestellt. Das liegt daran, dass Esel im Gegensatz zum Pferd keine Herdenchefs oder Leittiere haben. Alle Tiere innerhalb einer Gruppe sind gleichberechtigt. Daher funktioniert alles, was auf dem typischen „Ich Chef – du Omega“ aufbaut, NICHT bei Esel und Mulis.
Es funktioniert nur: wir gemeinsam!
Deine Tanja
Tanja und Feivel
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und um pferdefreundlichen Umgang und Training mit Pferden!
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Grundsätzlich gibt es keine vorgeschriebene Reihenfolge und du kannst dich in jedes Online Seminar einbuchen.
Wenn du allerdings noch keinen Praxiskurs bei mir besucht hast oder meinen 2008 erstmal erschienenen Selbstlernkurs von Wege zum Pferd noch nicht kennst, dann empfehle ich dir mit dem "nicht trockenen" Theorievortrag zum Longenkurs zu starten. Dieser findet live alle 2-3 Monate mit mir statt.
Alle anderen Online Seminare finden nur alle 4-6 Monate live mit mir statt.
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Ziele des Longenkurses:
- ein Pferd biomechanisch korrekt & effektiv longieren
- mit konkreten Übungen die Muskulatur eines Pferdes aufzubauen
- dem Pferd helfen, eine gute Balance und Selbsthaltung zu finden
- ein Pferd optimal auf die Aufgabe, einen Reiter zu tragen, vorzubereiten
- ein Pferd bis ins hohe Alter fit zu halten und es abwechslungsreich mit Spaß zu gymnastizieren
Seitdem ich die Pferde, die zu mir zur Ausbildung kommen, in dieser Art und Weise trainiere, gehen sie von Beginn an deutlich losgelassener in ihren ersten Einheiten als Reitpferd.
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