Das sichere Verladen eines Pferdes ist eine essenzielle Fertigkeit für jeden Pferdebesitzer und Reiter. Ein stressfreier und erfolgreicher Verladevorgang dient nicht nur dem Wohl des Pferdes, sondern auch der Sicherheit aller Beteiligten. Mit der richtigen Vorbereitung und einem geduldigen Training kannst du das Verladen deines Pferdes zu einer entspannten Routine machen. Hier findest du wertvolle Anleitungen, Übungen und Tipps.
1. Frühzeitig trainieren – bevor es ernst wird!
Das Verladetraining wird oft vernachlässigt, bis es plötzlich notwendig wird – und dann sind Stress und Unsicherheit vorprogrammiert. Integriere das Training daher regelmäßig in euren Alltag, damit es für dein Pferd Normalität wird. Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du deinem Pferd in regelmäßigen Abständen einfach sein Futter im Anhänger geben, damit der Anhänger ein positiver Ort wird.
2. Den Anhänger sicher vorbereiten
Für ein sicheres Verladetraining und den Transport solltest du ein paar Punkte im Vorhinein prüfen:
- Ist dein Zugfahrzeug für das Ziehen eines Anhängers geeignet? Achte unbedingt auf die zulässige Gesamtmasse!
- Überprüfe beim Anhänger Reifendruck und die Funktionalität von Lichtern, Kupplung und Bremse.
- Lass die Rampe und Bodenplatte des Anhängers regelmäßig von einer Fachwerkstatt inspizieren.
- Überprüfe, ob sich im Notfall die Stangen von außen lösen lassen (hier also nichts festgerostet ist) und ob du das notwendige Equipment dafür griffbereit hast. Hoffentlich wird das nie notwendig werden, aber falls dein Pferd doch mal Panik bekommt und auf die Stange springt, wäre es fatal, wenn du diese nicht lösen kannst.
- Stelle sicher, dass der Anhänger nicht kippen kann! Das kannst du gewährleisten, indem du den Anhänger für das Verladetraining immer am Zugfahrzeug befestigst. Es gibt auch Anhänger mit speziellen Stützen, die ein Abkippen verhindern, wie du es hier siehst:
- Achte auf einen ebenen Untergrund für das Verladetraining.
- Es ist gesetzlich vorgeschrieben, Einstreu beim Pferdetransport zu verwenden. Späne eignen sich besonders gut, da sie saugfähig sind – Stroh kann in Verbindung mit Urin schnell rutschig werden.
- Fahre immer mit Hängerkamera, damit du jederzeit siehst, was hinten vor sich geht, Gefahrensituationen erkennen und dementsprechend reagieren kannst.
- Wenn du ein Pferd allein transportierst, verlade es auf der linken Seite, da die Straßen meist leicht nach rechts abfallen und so das Gewicht besser verteilt wird. Wenn du zwei Pferde transportierst, sollte das schwerere Pferd auf der linken Seite stehen.
- Hänge ein Heunetz/Heutasche auf, um dein Pferd während der Fahrt zu beschäftigen.
3. Die richtige Umgebung für dein Verladetraining
Wähle eine ruhige, sichere Umgebung, am besten einen eingezäunten Bereich, in dem sich dein Pferd bereits wohl fühlt.
- Schaffe eine positive Atmosphäre ohne Ablenkungen.
- Berücksichtige bitte auch das Wetter. Wenn dein Pferd bei Wind guckig und nervös ist, sind das keine optimale Bedingungen für ein entspanntes, stressfreies Training. Übe mit diesem Pferd erst dann bei Wind, wenn es bei ruhigem Wetter schon gut auf den Hänger geht.
- Ein gelassener Artgenosse in der Nähe kann zusätzliche Sicherheit geben.
Extra-Tipp: Bitte Zuschauer freundlich, sich zurückzuhalten, um ungefragte Ratschläge und unnötigen Druck zu vermeiden.
4. Sinnvolle Vorübungen
Beim Verladen kommen viele verschiedene Aspekte zusammen, die bei deinem Pferd Unsicherheit und Angst auslösen können: die Enge, der wackelige Untergrund, die Geräusche. Es widerspricht völlig dem Instinkt eines Fluchttieres, in eine dunkle, geschlossene Kiste einzusteigen. Deswegen zerlegen wir das Verladen in verschiedenen Übungen in seine Einzelteile. So kann dein Pferd Schritt für Schritt den Prozess verstehen und ihm mit mehr Vertrauen begegnen.
- Mache verschiedene Führübungen. Dein Pferd sollte sich an dir orientieren und Kommandos wie “Steh”, “Bleib”, “Vor” und “Zurück” kennen.
- Mit Wippen, Podesten und Balancepads kannst du dein Pferd an ungewohnte Untergründe gewöhnen.
- Übe das Durchgehen durch Engstellen. Du kannst für ein solches Anti-Angst-Training auch Planen, Flattervorhänge, Poolnudelgasse oder ähnliches verwenden. Dein Pferd wird dadurch Mut und Selbstvertrauen dazu gewinnen!
- Übe, dass dein Pferd auf den leichten Druck einer Stange an die Hinterhand einen Schritt nach vorne geht, um das Schließen der Stange vorzubereiten.
- Nutze einen Teppich, um das Hochklappen der Rampe zu simulieren.
- Übe mit deinem Pferd verschiedene Targets, v. a. das Mattentarget und den Targetstab oder das Handtarget. So kannst du später das Verladen spielerisch gestalten.
4. Lass dein Pferd den Anhänger erkunden
Bevor du dein Pferd in den Anhänger führst, sollte es die Möglichkeit haben, sich mit ihm vertraut zu machen.
- Gehe mit dem Anhänger um den Anhänger herum und belohne jede Aufmerksamkeit deines Pferdes zum Hänger.
- Lade dein Pferd ein, den Anhänger zu berühren, indem du den Targetstab oder deine Hand als Target an den Anhänger hältst.
- Nähere dich dem Anhänger in kleinen Schritten und dränge dein Pferd nicht.
5. Nutze positive Verstärkung
Ein Pferd mit Zwang oder Gewalt in den Anhänger zu drängen, sollte unbedingt vermieden werden. Solche Erfahrungen hinterlassen negative Gefühle und führen dazu, dass dein Pferd beim nächsten Mal noch mehr Stress und Widerstand zeigt. Stattdessen setze ich auf positive Verstärkung – besonders das Clickertraining hat sich für mich als der beste Weg erwiesen, um das Verladetraining stressfrei und nachhaltig zu gestalten. Welche Vorteile diese Methode bietet, erfährst du hier.
6. Die Basis: Ruhe und Vertrauen
Pferde spiegeln unsere Emotionen. Bleibe während des gesamten Verladevorgangs ruhig, geduldig und absichtslos. Denke nicht “Wir gehen jetzt in den Hänger.”, sondern “Wir stupsen den Hänger mal mit der Nase an.”, oder “Wir setzen mal einen Fuß auf die Rampe.“ Je entspannter du bist, desto mehr Vertrauen hat dein Pferd.
- Schaffe positive Erfahrungen, indem du dein Pferd für ruhiges Verhalten lobst.
- Vermeide hastige oder ungeduldige Bewegungen.
- Bestrafe dein Pferd nicht.
- Wiederhole das Training regelmäßig, bis dein Pferd ohne Stress ein- und aussteigt, bevor du das erste Mal fährst.
7. Schutz für die Beine
- Ist dein Pferd beschlagen? Dann ist Beinschutz unerlässlich.
- Verlade-Expertin Claudia Wobornik empfiehlt Bandagen mit Unterlage – die Unterlage sollte über den Kronsaum reichen.
- Transportgamaschen müssen perfekt sitzen, um Unruhe zu vermeiden.
- Du kannst auch gut sitzende Gamaschen und Hufglocken verwenden.
- Übe das Verladen mit dem Beinschutz, damit es bei der eigentlichen Fahrt nichts Neues für dein Pferd ist.
8. Das Pferd richtig im Hänger anbinden
- Binde dein Pferd erst an, wenn die Stange und die Rampe geschlossen sind.
- Binde dein Pferd mit zwei Stricken mit Panikhaken links und rechts an. Die Stricke müssen im Notfall aufgehen können, um die Gefahr einer Strangulation zu vermeiden.
- Der Hals ist die Balancierstange des Pferdes. Deswegen wähle die Länge des Strickes so, dass dein Pferd den Kopf bewegen und sich ausbalancieren kann. Es sollte den Kopf aber nicht um 180 Grad nach hinten drehen können.
- Wenn du zwei Pferde transportierst, mach den äußeren Strick so lang, dass sie sich nicht in die Quere kommen können.
9. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
- Falls dein Pferd Schwierigkeiten oder schlechte Erfahrungen mit dem Verladen hat, kann ein*e erfahrene*r Pferdetrainer*in oder Verladespezialist*in wertvolle Unterstützung bieten.
Fazit
Das sichere Verladen von Pferden erfordert Geduld, Zeit und eine einfühlsame Herangehensweise. Mit der richtigen Vorbereitung, kontinuierlichem Training und Vertrauen kannst du den Verladevorgang stressfrei gestalten. Jedes Pferd ist einzigartig, daher lohnt es sich, individuell angepasste Methoden zu entwickeln. Ein erfolgreiches Verladen bedeutet weniger Stress für dein Pferd und mehr Sicherheit für alle Beteiligten.
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