Damit wir ein Pferd reiten können, ohne ihm Schmerzen zu bereiten und psychischen und/oder körperlichen Schaden zuzufügen, muss ein Pferd „tragefähig“ sein. Das bedeutet, dass das Pferd nicht nur von der Psyche und Reife, sondern vor allem auch von seinem Gebäude und seiner Muskulatur her überhaupt dazu fähig sein muss, das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken tragen zu können.
Leider sehe ich auf meinen Praxiskursen sehr viele Pferde, die sich in dem Zustand der Trageerschöpfung befinden und selten wird das von den Besitzern erkannt.
Damit du weißt, was du dir unter einer Trageerschöpfung vorzustellen hast und in Zukunft erkennst, wenn sich ein Pferd in diesem Zustand befindet, möchte ich ihn hier vorstellen.
Ursache und Symptomatik
Wird ein Pferd schlecht geritten (z.B. bei Einsatz einer harten Reiterhand, Einsatz von Hilfszügeln, schlechter Sitz des Reiters), passt der Sattel nicht, muss das Pferd einen zu schweren Reiter tragen oder liegt ein anderer Grund vor, warum ein Pferd im biomechanischen Sinne nicht korrekt laufen kann, kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Der Brustkorb des Pferdes sackt nach vorne unten ab.
- Die Wirbelgelenke der Wirbelsäule werden zusammengedrückt.
- Das Längsband an den Wirbelkörpern wird überspannt und geschädigt.
- Nervenaustrittslöcher werden eingeengt.
- Die Kruppen -und Hinterhandmuskulatur ziehen von hinten, um den Rücken anzuheben.
- Der Rücken „hängt“.
- Die Muskulatur der Schulter verspannt sich.
- Brust- und Bauchmuskulatur verspannen.
Das Pferd versucht, mit der „falschen“ Muskulatur den Rücken anzuheben, um den Reiter zu tragen.
Ein Pferd, welches sich längerfristig im Zustand der Trageerschöpfung befindet, zeigt u. a. folgende sichtbaren Veränderungen seines Körpers:
- Der Brustkorb ist abgesunken.
- Neben dem Widerrist befinden sich Löcher.
- Es zeigt Verspannung der Lendenmuskeln, evtl. mit Aufwölbung der Lendenwirbelsäule (Karpfenrücken).
Ein trageerschöpftes Pferd leidet unter großen Muskelverspannungen und kann sich nicht korrekt biegen. Es kommt häufig zu sogenannten „Blockaden“ in der gesamten Wirbelsäule. Es kann nicht raumgreifend gehen und wird wahrscheinlich frühzeitig an typischen Verschleißerkrankungen wie Spat, Kissing Spines, Sehnenproblemen, Arthrosen usw. leiden.
Erkennbare Veränderungen der Muskulatur
Auf den folgenden Bildern sind deutlich die Löcher neben dem Widerrist zu erkennen. Im weiteren Rückenverlauf schauen die Dornfortsätze der Wirbelsäule heraus, was für eine Atrophie (Rückbildung, Gewebeschwund) des langen Rückenmuskels spricht. Bei gut entwickelter Muskulatur sollten die Löcher rechts und links vom Widerrist (rote Umrandung und roter Pfeil) gut aufgefüllt und die Dornfortsätze der Wirbelsäule von Muskulatur eingebettet sein (gelbe Umrandung).


Das folgende Bild zeigt den Bereich, bei dem es an Hinterhandmuskulatur fehlt. Hier ist der Glutaeus zu schwach entwickelt oder besser gesagt, zurückgebildet. Dafür ist der lange Sitzbeinmuskel deutlich zu erkennen (blauer Bereich).

Die Oberlinie des Pferdes zeigt eine Absenkung hinter dem Widerrist, eine Aufwölbung in der Lendenwirbelsäule und einen abgesenkten Lumbosakralbereich (Übergang der Lendenwirbelsäule-Kreuzbein):

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Die Arbeit nach dem Longenkurs ist hervorragend dazu geeinget, ein Pferd mit Trageschwäche zu trainieren und wieder tragfähig zu machen. Hier erhältst du einen Einblick in mein Online Seminar:
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Wenn du eine solche Entwicklung bei einem Pferd feststellst, gilt es, dringend die Ursache dafür herauszufinden und diese abzustellen.
Überprüfe:
- das Zubehör (vor allem den Sattel!),
- die Art, das Pferd zu reiten,
- die Haltung,
- Fütterung,
- Zustand von Zähnen, Hufen usw.
- und die Art des Trainings.
Wende dich an einen guten Tierarzt und/oder Physiotherapeuten und sorge dafür, dass das Pferd sich wieder in guter Manier bewegen kann. Ich würde dringend davon abraten ein Pferd, welches sich im Zustand der Trageerschöpfung befindet, zu reiten. Bevor das Pferd wieder mit Gewicht belastet wird, sollte sich die Muskulatur des Pferdes soweit positiv entwickelt haben, dass das Pferd wieder ohne Schaden und Schmerzen zu erleiden, geritten werden kann. Insbesondere die Arbeit nach dem Longenkurs, dem Aufbaukurs des Longenkurses und dem Reitkurs kann ich dir sehr empfehlen, wenn du ein Pferd hast, welches sich im Zustand der Trageerschöpfung befindet.
Eine Empfehlung aus Überzeugung:
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Karin Kattwinkel ist Fachbuchautorin, Pferdefachtherapeutin und Pferdegesundheitstrainerin, Hufpflegerin der Deutschen Gesellschaft zur Huf- und Klauenpflege (GdHK) und betreibt seit vielen Jahren ein Lehrinstitut für ganzheitliche Pferdegesundheit.
Ursprünglich erschienen auf Wege zum Pferd
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