Der Begriff der erlernten Hilflosigkeit kommt aus der Psychologie und bezeichnet einen seelischen Zustand, in dem ein Mensch, dass er/es sich durch sein Verhalten nicht aus einer unangenehmen Situation befreien kann. In diesen Zustand verfallen z. B. viele Menschen, die im Krieg, im Gefängnis, in einem Auffanglager, mit einer leidvollen Krankheit oder Behinderung leben müssen. Der Zustand der erlernten Hilflosigkeit führt oft in eine Depression, also in eine schwere psychische Erkrankung, die bis hin zur völligen Apathie bzw. Resignation gehen kann.
Auch Pferde können in den Zustand der erlernten Hilflosigkeit gelangen
Nicht nur Menschen können in diesen Zustand kommen, sondern auch Pferde. Der Umgang mit Pferden und auch dessen Haltung führt leider viel zu oft genau in die erlernte Hilflosigkeit und viele „Ausbildungskonzepte“ wollen tatsächlich genau das erreichen.
Dazu gehören:
- das Scheuchen des Pferdes im Round-Pen, wobei das Pferd die Erfahrung machen soll, dass es dem Menschen nicht entfliehen kann,
- das sogenannte Aussacken des Pferdes, wobei das Pferd angebunden wird und so lange mit Gegenständen konfrontiert (beworfen, „sanft“ geschlagen) wird, bis es jede Art der Gegenwehr oder Fluchtversuche aufgibt,
- das bewusst tiefe Einstellen des Pferdekopfes beim Reiten, die sogenannte Rollkur/Hyperflexion,
- das ständig wiederholte Weichenlassen des Pferdes vor dem übermächtigen Menschen
- oder auch Haltungsformen, in denen Pferde den Großteil ihres Lebens ohne direkten Kontakt zu Artgenossen in der Box verbringen müssen.
Bei all diesen Umgangsformen wird seelische und zum Teil auch körperliche Gewalt ausgeübt. Das Pferd soll lernen, dass es sich aus der Situation, die der Mensch kontrolliert, nicht befreien kann. Ziel ist ein Pferd, das nicht mehr versucht, „Nein“ zu sagen. Die Pferde, bei denen diese Methoden „Erfolg“ hat, funktionieren zuverlässig auf Knopfdruck wie seelenlose Maschinen.
Manche Wege, die in die erlernte Hilflosigkeit führen, sehen für uns auf den ersten Blick „gewaltfrei“ aus, weil eben keine oder nur wenig körperliche Gewalt angewendet wird. Sie werden als „pferdegerecht“ angepriesen, während das Gegenteil der Fall ist.
Symptome der erlernten Hilflosigkeit
Zu erkennen, wann ein Pferd sich im Zustand der erlernten Hilflosigkeit befindet, ist nicht einfach.
Anzeichen für erlernte Hilflosigkeit können sein:
- toter Augenausdruck,
- das Pferd wirkt in sich gekehrt,
- es hat kaum Interesse an der Außenwelt,
- es hat kaum noch eigene Impulse oder Ideen,
- das Pferd versucht sich nicht aus einer unangenehmen Situation zu befreien, selbst wenn es könnte (z. B. bleibt das Pferd mit der Nasenlinie hinter der Senkrechten, obwohl der Zügel nachgibt),
- Fressunlust,
- stumpfes Fell
- u. a.
Einige Pferde, die wir in Showveranstaltungen oder auf Turnieren bestaunen dürfen, befinden sich in der erlernten Hilflosigkeit. Wir bekommen als Zuschauer das Endergebnis zu sehen und beklatschen oftmals diese „toll“ ausgebildeten Pferde, die nicht mal mit der Wimper zucken, auch wenn der Trainer sie z. B. mit Gegenständen bewirft.
Aber Achtung!
Nicht jeder Trainer, der sein völlig cooles, perfekt funktionierendes Pferd präsentiert, hat das Pferd in den Zustand der erlernten Hilflosigkeit gebracht. Hier hilft nur ein Blick hinter die Kulissen, um sich ein Urteil zu bilden. So gilt es, sich zu informieren, wie der Trainer sein Pferd arbeitet, auf welchem Weg er sein Pferd zu einer so „grandiosen Kooperation“ gebracht hat. Und genau hinzuschauen, ob das Pferd das Recht hat, auch mal „Nein“ zu sagen, ob seine Augen lebendig blitzen oder ob es komplett in sich gekehrt, freudlos, resigniert und abgestumpft wirkt. So können wir unsere Wahrnehmung schulen und sensibel werden für die Anzeichen der erlernten Hilflosigkeit.
Ursprünglich erschienen auf Wege zum Pferd
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